Die GAL trauert um Prof. Dr. Bernd Spillner

Nachruf

Bernd Spillner (20. 3. 1941 – 17. 2. 2023)

Die Gesellschaft für Angewandte Linguistik trauert um ihren früheren Präsidenten Bernd Spillner.

Bernd Spillner war von 1972 bis zu seiner Emeritierung 2007 Professor für Romanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Duisburg, seit 2003 Duisburg-Essen. Seine wissenschaftlichen Interessen galten vor allem der Stilforschung (einschließlich quantitativer und computerlinguistischer Methoden), der Kontrastiven Linguistik, der Interkulturellen Kommunikation, der Textwissenschaft, der Fachsprachenforschung und überhaupt der Angewandten Sprachwissenschaft.

1970 promovierte er über den Stil Marcel Prousts. 1974 erschien sein wegweisendes Buch „Linguistik und Literaturwissenschaft. Stilforschung, Rhetorik, Textlinguistik“ – bald auch in spanischer und arabischer Übersetzung. Im Laufe des folgenden halben Jahrhunderts war Bernd Spillner in Lehre, Forschung und Wissenschaftsorganisation außerordentlich aktiv.

Sein Publikationsverzeichnis umfasst 9 Monographien, 180 Aufsätze sowie 211 Miszellen und Rezensionen. Außerdem entfaltete er eine umfangreiche Herausgebertätigkeit (darunter 7 Bände der GAL-Reihe „Forum Angewandte Linguistik“) und veröffentlichte rund 1800 journalistische Texte. Gastdozenturen, Forschungsaufenthalte und Vorträge führten ihn quer durch die Welt, zum Beispiel nach Paris, Algerien, Alexandria, Senegal, Moskau, Georgien, Kasachstan, Shanghai, Havanna, Quito und Nouméa.

Von 1972 bis 1978 leitete er die GAL-Sektion „Stilforschung und Rhetorik“. 1985 wurde er zum Vizepräsidenten der GAL gewählt, zwei Jahre später dann zum Präsidenten. Im gleichen Jahr veranstaltete die GAL unter seiner Leitung den Kongress „Linguistik und Schule“. Unvergessen sind seine äußerst humorvollen Ansprachen jeweils vor den Kongress- Festessen und sein unerwarteter Witz in vielen Situationen innerhalb und außerhalb der GAL. Ein Jahr nach seinem Rücktritt vom Präsidentenamt 1994 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Von 1990 bis 1996 war er Vizepräsident der AILA.

In den 70er und 80er Jahren konnte man ihn oft spätabends in abgelegenen Räumen der Universität treffen, wo er wahre Unmassen wissenschaftlicher Aufsätze selbst fotokopierte. Wenn man ihn darauf hinwies, dass er das alles völlig unmöglich neben seinen vielen anderen Verpflichtungen lesen könne, antwortete er: ,Na ja, das stimmt; aber ich muss mich ja jetzt schon auf die Rente vorbereiten.‘

Anlässlich seines 70. Geburtstags 2011 ehrten Kolleginnen und Kollegen Bernd Spillner mit einem Festakt und einer 500-Seiten-Festschrift mit dem sprechenden Titel „Text-Brücken zwischen den Kulturen“. Darin finden sich auch mehrere Aufsätze zur linguistischen Kulinaristik. Denn Bernd Spillner genoß nicht nur die Wissenschaft, sondern auch gutes Essen und hervorragende Weine. Jenseits aller Wissenschaft war er ein begnadeter und manchmal gefürchteter Restaurantkritiker. Sein Weinkeller ist legendär.

Die Gesellschaft für Angewandte Linguistik ist Bernd Spillner vielfach zu Dank verpflichtet und wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Ulrich Schmitz