GAL-Forschungsfokus Potenziale von Anwendungen in der Angewandten Sprachwissenschaft

Das Ziel des FoFo Anwendungen ist es, den für die Angewandte Sprachwissenschaft zentralen Anwendungsbegriff forschend zu erheben, in interdisziplinärer Perspektive zu diskutieren, zu dokumentieren, zu systematisieren und präzisierend weiterzuentwickeln. Dabei sollen auch Formate entwickelt werden, mit denen die GAL als Fachgesellschaft Anwendungen in der Angewandten Sprachwissenschaft anregen, unterstützen und befördern kann.

 

Anwendungen sind – neben Forschung und Lehre – die dritte Säule der Angewandten Sprachwissenschaft: Angewandte Sprachwissenschaft nimmt ihren Ausgangspunkt bei Problemen mit Sprachbezug, die in einzelnen Gruppen der Gesellschaft, in einzelnen Praxisbereichen oder Handlungsfeldern auftreten (real world problems). Sie übersetzt und transformiert diese in einen sprachwissenschaftlichen Forschungsprozess, oft in Kooperation mit Praxispartnern, indem sie sprachbezogene Frage- und Problemstellungen identifiziert, empirisch erhebt und mit sprachwissenschaftlichen Methoden datengeleitet analysiert. Anschließend sollen die erhobenen Befunde als real world solutions in die Gesellschaft zurückgespielt und nutzbar gemacht werden. Die Vielzahl der Gebiete und Themen Angewandter Sprachwissenschaft bringt es mit sich, dass unterschiedliche Formen und Typen von Anwendungen, unterschiedliche Expertise im Umgang mit Praxispartnern und auch unterschiedliche Good-Practice-Vorstellungen von Anwendungen existieren. Auch das Verständnis der eigenen Rolle im Anwendungsprozess geht unterschiedlich weit: Während es in einigen Bereichen der Angewandten Sprachwissenschaft etabliert ist, dass die konkrete Anwendung der Forschungsergebnisse in der real world von den Forscherinnen und Forschern selbst konzipiert, durchgeführt und evaluiert wird, beschränken sich andere eher auf die Eröffnung und Diskussion von Anwendungsperspektiven. Für all diese Aspekte benötigt die Angewandte Sprachwissenschaft Kompetenzen, die über sprachwissenschaftliche Kompetenzen hinausgehen: Es handelt sich in diesem Sinne um Sprachwissenschaft PLUS (vgl. dazu auch Schulz, Matthias and Schwebler, Miriam. „Würzburger Thesen zur Angewandten Sprachwissenschaft“ Zeitschrift für Angewandte Linguistik, vol. 2025, no. 82, 2025, pp. 130-171. https://doi.org/10.1515/zfal-2025-2005 ).

 

Im FoFo Anwendungen sollen die folgenden Forschungsaspekte in den Blick genommen werden:

– Sichtung, Zusammenstellung, Bündelung und Diskussion unterschiedlicher Typen der Anwendung innerhalb der Sektionen der GAL,

– Zusammenstellung und Sichtbarmachung von Projekten, die z. B. im Sinne der Lösung gesellschaftlicher Probleme sprachbezogene Anwendungen etabliert haben,

– Dokumentation der Skalarität von Anwendungstypen der Angewandten Sprachwissenschaft als Sprachwissenschaft PLUS,

– Entwicklung von neuen Anwendungsmodellen in Kontakt mit Praxispartnern,

– Stärkung der GAL durch Erhebung und Vermittlung von Expertise zur Professionalisierung von Anwendungsmodellen (z. B. Coaching, Workshops zu Akquise, zu rechtlichen Bedingungen der Kooperation u. dgl.),

– Bereitstellung eines Forums für Anwendungstypen zur wechselseitigen Vernetzung und Unterstützung nach innen.

 

Perspektivisch denken wir auch an

–  Preis- und Auszeichnungsformate speziell für Anwendungen in der Angewandten Sprachwissenschaft,

–  Erstellung von Angeboten für angewandt-linguistische Studiengänge,

–  Bildung einer Kontaktstelle als Ansprechpartner für Anwendungen nach außen (Bündelung von Informationen).

 

Als Auftakt ist ein Workshop geplant, bei dem konkrete Anwendungen und ihre Bedingungen präsentiert und diskutiert werden.

 

Koordination des Forschungsfokus und Kontakt:

Prof. Dr. Matthias Schulz (matthias.schulz@uni-wuerzburg.de)

Dr. Miriam Schwebler (miriam.schwebler@uni-wuerzburg.de)