Nachruf auf Prof. Dr. Wolfgang Kühlwein

Dank an die Familie Kühlwein für das Foto!

* 20. April 1940   ✝︎ 23. September 2024

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Die Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL) und die International Association of Applied Linguistics / Association Internationale de Linguistique Appliquée (AILA) trauern um Herrn Prof. Dr. Wolfgang Kühlwein, der am 23.09.2024 im Alter von 84 Jahren überraschend verstorben ist.

Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2005 war Wolfgang Kühlwein als Lehrstuhlinhaber für Englische Philologie an der Universität Trier tätig. Er ist einer der frühen Mitglieder der GAL, der sich sehr um die erfolgreiche Etablierung der GAL und der Angewandten Linguistik in Deutschland verdient gemacht hat. Von 1977 bis 1986 war er Präsident der GAL und damit der zweite Präsident der Gesellschaft (nach Gerhard Nickel) seit ihrer Gründung im Jahr 1968. Auch in der AILA war Wolfgang Kühlwein engagiert, so hatte er von 1981 bis 1987 das Amt des Vizepräsidenten inne.

In seine Amtszeit als Präsident der GAL fällt die Gründung des GAL Bulletin im Jahr 1983, später in Zeitschrift für Angewandte Linguistik (ZfAL) umbenannt. 1986 wurde eine GAL-eigene Schriftenreihe eröffnet, das Forum Angewandte Linguistik (F.A.L.). Besonders hervorzuheben sind zwei frühe Publikationen, die eine große Rolle bei der Etablierung der Angewandten Linguistik in Deutschland gespielt haben: 1980 erscheint der Band „Angewandte Linguistik: Positionen, Wege, Perspektiven“, herausgegeben von Wolfgang Kühlwein und Albert Raasch, in denen verschiedene Konzeptionen von Angewandter Linguistik diskutiert werden. Eine Weiterentwicklung dieser Überlegungen folgt 10 Jahre später als Band 20 in der F.A.L.-Reihe, mit dem Titel „Angewandte Linguistik heute“.

Wolfgang Kühlwein blieb der GAL auch nach seiner Amtszeit immer verbunden, auch neben einer ertragreichen Tätigkeit als Professor für Englische Philologie (vgl. HP der Universität Trier). 1986 wurde er zum Ehrenmitglied der GAL ernannt. Darüber hinaus lassen sich viele weitere Auszeichnungen nennen, so erhielt er 1981 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse sowie die Ehrenmedaille der Universität Klagenfurt und 1992 den Verdienstorden des Großherzogtums Luxemburg (Ordre de Mérite du Grand-Duché de Luxembourg).

Die Gesellschaft für Angewandte Linguistik und die International Association of Applied Linguistics möchten Wolfgang Kühlwein mit diesem Nachruf die letzte Ehre erweisen. Wir werden ihn in allerbester Erinnerung behalten!

 

Prof. Dr. Karin Birkner                                                            Prof. Dr. Markus Bieswanger

Präsidentin der GAL e.V.                                                        Vizepräsident der AILA und Vertreter der GAL

 

 

Nachruf auf Prof. Dr. Wolfgang Kühlwein - Gedenken langjähriger Kollegen

Prof. Dr. Wolfgang Kühlwein verstarb unerwartet am 23.09.2024 im Alter von 84 Jahren. Sein plötzlicher Tod ist ein schmerzhafter Verlust für die Familie Kühlwein sowie für die Angewandte Sprachwissenschaft. Prof. Kühlwein hat über Jahrzehnte die Angewandte Linguistik maßgebend geprägt.

Er promovierte1966 an der Universität Kiel bei Prof. Dr. Gerhard Nickel und hat sich 1970 an der Universität Stuttgart für das Fach Englische Philologie habilitiert. Im gleichen Jahr wurde er als Ordinarius für Englische Philologie an die neugegründete Universität Trier-Kaiserslautern berufen. Als Leiter der Teiluniversität Trier war er von 1970-72 für den Aufbau von Lehre und Verwaltung verantwortlich. Unter seiner kompetenten Leitung konnten die ersten beiden Fachbereiche Studiengänge für zunächst 356 Studierende anbieten. Sein Erfolg bei der Neugründung der Universität wurde dadurch gewürdigt, dass Prof. Kühlwein von mehreren Universitäten wie etwa Tallinn, Helsinki, Luxembourg oder Nankai zur Evaluation ihrer Studiengänge herangezogen wurde. Die Verbindung und Kooperation mit ausländischen Universitäten war ihm eine Herzensangelegenheit, so unter anderem mit Hasselt (Belgien), Georgetown und Gdańsk. Als Mitglied von Programmen der EU initiierte er Austauschprogramme zwischen der Universität Trier und mehreren britischen, irischen, amerikanischen und spanischen Universitäten.

Die internationalen Verbindungen sowie die rasante Entwicklung der modernen Linguistik haben auch die Arbeitsschwerpunkte von Prof. Kühlwein an der Universität Trier geprägt. Er verstand die Linguistik nicht nur als eine rein theoretische Disziplin, sondern sah in ihr auch Möglichkeiten ihrer Anwendung im Fremdsprachenunterricht. Seine Arbeiten an der Universität Trier befassten sich daher auch vorwiegend mit kontrastiven Untersuchungen zur Semantik, Lexikologie und Soziosemiotik.

So war es folgerichtig, dass die Angewandte Linguistik den Kernbereich von Prof. Kühlweins wissenschaftlichen Tätigkeiten bildete. Vier Monographien, mehr als 200 Artikel und zahlreiche Vorträge befassten sich mit Aspekten der Angewandten Linguistik. Er veranstaltete von 1970-78 die jährlichen Fremdsprachentagungen des Internationalen Arbeitskreises Sonnenberg, St. Andreasberg. Als Präsident der Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL) organisierte er von 1976-87 die an wechselnden Universitäten stattfindenden Jahrestagungen der GAL. Von 1981-87 war er Vizepräsident der World Association of Applied Linguistics (AILA) und seit 1986 Ehrenmitglied der AILA.

Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Prof. Kühlwein mit zwei Festschriften geehrt: A. Schuth, K. Horner and J.J. Weber, eds. Life in Language, und Jacek Fisiak, ed. To Professor Wolfgang Kühlwein on his 65th birthday. Studia Anglica Posnaniensia vol. 41. Für seine internationalen Verdienste wurde ihm 1981 das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse verliehen, und 1992 wurde er als Officier de l’Ordre de Mérite du Grand-Duché de Luxembourg geehrt.

Als Wegbereiter der Angewandten Linguistik seit den siebziger Jahren haben seine wissenschaftlichen Beiträge zur englischen Linguistik nicht nur unseren Fachbereich bereichert, sondern auch weit über die akademische Gemeinschaft hinaus Einfluss genommen. Er war nicht nur ein herausragender Forscher, sondern auch ein Lehrer, der es verstand, seine Begeisterung für die Sprache an Generationen von Studierenden weiterzugeben.

Als Kollege war Prof. Kühlwein ein Vorbild, und mit seiner aufgeschlossenen Art trug er maßgeblich zu einem angenehmen Arbeitsklima bei, in dem Austausch und Zusammenarbeit gefördert wurden. Er hatte immer ein offenes Ohr und stand mit Rat und Tat zur Seite – sei es in akademischen oder persönlichen Fragen. Wir, seine ersten Assistenten in den Gründungsjahren der Universität Trier, werden ihn als geschätzten Wissenschaftler und liebenswürdigen Menschen in Erinnerung behalten.

Prof. Dr. Wolfgang Kühlwein wird uns fehlen, doch sein Vermächtnis wird weiterleben – in seinen Arbeiten und in den Erinnerungen seiner Kolleginnen und Kollegen sowie seiner vielen Studierenden.

 

Prof. Dr. Wolfgang K. Hünig, Prof. Dr. Günter Radden, Prof. Dr. Jürgen Strauss